Was ist FGM?

Weibliche Genitalverstümmelung (Englisch: Female Genital Mutilation, kurz FGM) ist ein destruktiver Eingriff, bei dem die weiblichen Geschlechtsteile teilweise oder ganz entfernt oder verletzt werden.
Dadurch soll die sexuelle Lust der Frau verhindert werden. Die Verstümmelung findet meist vor der Pubertät statt, häufig bei Mädchen zwischen vier und acht Jahren, inzwischen auch vermehrt bei Säuglingen, die erst wenige Tage, Wochen oder Monate alt sind.

WELCHE FORMEN VON FGM GIBT ES?

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es 4 Formen von FGM:

Typ 1 + Typ 2, 80 Prozent

Typ 1: Ausschneiden der Klitoris-Vorhaut („Sunna-Beschneidung“) und der Klitoris oder von Teilen davon.
Typ 2: Ausschneiden der Klitoris-Vorhaut, der Klitoris und der inneren Schamlippen oder von Teilen davon.

Typ 3, 15 Prozent

Typ 3: Ausschneiden von Teilen oder der gesamten äußeren Geschlechtsteile („Infibulation“, auch „pharaonische Beschneidung“ genannt). Anschließend werden die Stümpfe der äußeren Schamlippen zusammengenäht, sodass nur eine winzige Öffnung bleibt, damit Urin und Menstruationsblut ablaufen können. Vor Geschlechtsverkehr und Geburt muss die Narbe wieder geöffnet werden, was zusätzliche Schmerzen verursacht. Die Infibulation ist vor allem am Horn von Afrika und seinen Nachbargebieten verbreitet – so in Somalia, Djibouti und Eritrea, ebenso im Nord-Sudan und im südlichen Ägypten. Sie ist die schlimmste Form von FGM.

Typ 4, 5 Prozent

Typ 4: Jede andere Prozedur, bei der die weiblichen Geschlechtsteile verletzt oder beschnitten werden. Anstechen, Durchstechen, Einschneiden oder Dehnen der Klitoris oder der Schamlippen, auch Vernarben durch Brandwunden, Abschaben der Vaginalöffnung oder Einführen von ätzenden Substanzen oder Kräutern, um die Vagina zu verengen.

WER FÜHRT DEN EINGRIFF DURCH?

In der Regel sind es professionelle Beschneiderinnen, die den Eingriff vornehmen und die durch ihre Arbeit in den Communities sozial sehr angesehen sind. FGM wird aber auch von traditionellen Geburtshelferinnen oder Hebammen, seltener von Heilerinnen, oder in der westlichen Medizin ausgebildeten Krankenschwestern und Ärzten durchgeführt. Der Eingriff erfolgt in der Regel ohne Betäubung und unter katastrophalen hygienischen Bedingungen.

DIE BESCHNEIDUNGSINSTRUMENTE

  • Rasierklingen
  • Scheren
  • Messer
  • Glasscherben

WO KOMMT FGM VOR?

Weibliche Genitalverstümmelung kommt vor allem in Afrika vor, besonders in Nordost-, Ost- und Westafrika. Es gibt sie aber auch im Nahen Osten, in Südostasien – und unter Einwanderern in Europa, den USA, Kanada, Australien und in Neuseeland.
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind mindestens 250 Millionen Frauen weltweit davon betroffen. Jährlich werden vier Millionen weitere Mädchen Opfer der Verstümmelung. In Europa leben weit über eine Million verstümmelte oder von FGM bedrohte Mädchen und Frauen. Davon 200.000 in Großbritannien, 150.000 in Frankreich, 100.000 in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Da es sich um Schätzungen handelt, dürften die Dunkelziffern viel höher sein. Die betroffenen Mädchen und Frauen sind Migrantinnen, deren Familien diese Praktik im Zuge der Einwanderung mit nach Europa brachten.

WELCHE FOLGEN HAT FGM?

Weibliche Genitalverstümmelung hat gravierende gesundheitliche Auswirkungen! Unmittelbar nach dem Eingriff kann es zu schweren Blutungen, Entzündungen, Tetanus, Blasenlähmung oder Blutvergiftung kommen – Folgen, die nicht selten tödlich enden. Auch HIV kann über nicht gereinigte Instrumente übertragen werden.
Neben dem psychischen Trauma, das der Eingriff hinterlässt, und dem Verlust sexueller Empfindung, klagen die Opfer langfristig oft über Schmerzen beim Urinieren und während der Menstruation. Das Sitzen oder Gehen kann durch das Scheuern der Kleidung an den Narben oder auftretende Druckstellen zur Qual werden. Zysten, Abszesse, Infektionen der Blase und Inkontinenz können auftreten. Auch Unfruchtbarkeit gehört zu den möglichen Langzeitfolgen. Der Geschlechtsverkehr wird häufig als schmerzhaft empfunden.
Bei der Geburt eines Kindes kann es zu verstärkten Blutungen und Geweberissen kommen. Die Geburt kann länger dauern als üblich, Kaiserschnitte sind häufig.